Was ist Psychoanalyse?
Ganz allgemein lässt sich vielleicht folgendes sagen: Psychoanalyse widmet sich dem Unbewussten im Menschen und versucht, dieses bewusst, und dadurch einer Bearbeitung und Veränderung zugänglich zu machen. Hierzu bedarf es einer bestimmten Präsenz, eines „Daseins“ des Psychoanalytikers, welches er seinen Analysanden zuteil werden lässt. Im Rahmen psychoanalytischer Arbeit, deren Wesen sich nach meiner Erfahrung nur erschließt, wenn man sie selbst erlebt hat, bedient sich der Analytiker sogenannter Deutungen, mit Hilfe derer Bedeutung erfasst und verstanden werden, und manchmal auch erst entstehen kann.
Der Nervenarzt Prof. Dr. Sigmund Freud ist der Entdecker der Psychoanalyse. Andere, die sich ebenfalls mit dem menschlichen Seelenleben beschäftigten, wie zum Beispiel Melanie Klein, Wilfred R. Bion, Anna Freud, Karl Abraham, Donald Winnicott, Jacques Lacan, André Green oder Antonio Ferro, um nur ein paar Namen zu nennen, haben Freuds Entdeckungen weiter erforscht und entwickelt, in unterschiedliche Richtungen ausgearbeitet und es sind schließlich ganz verschiedene Strömungen innerhalb der Psychoanalyse entstanden, die aber alle als Psychoanalyse zu verstehen sind.
Die Psychoanalyse ist eine Methode, um das menschliche Seelenleben zu untersuchen, es aber auch zu beeinflussen – Freud sagte einmal sinngemäß: zur Verbesserung der Arbeits- und Liebesfähigkeit. Dies macht man sich auch gerade dann zu Nutze, wenn es zu Symptomen kommt und der betreffende Mensch seelisch leidet – die Psychoanalyse kann dann beispielsweise in Form analytischer Psychotherapie als Möglichkeit der Behandlung von seelischen Störungen und psychischen Erkrankungen zum Einsatz kommen.
Weiterhin bietet die Psychoanalyse eigene theoretische Konstrukte, die Auskunft über das Wesen und das Funktionieren des „seelischen Apparates“ und der darin ablaufenden Prozesse geben; wobei die Wortwahl vielleicht etwas ungeschickt ist, da das Seelische viel eher als organisch und plastisch, und nicht etwa als etwas technisches betrachtet werden sollte. Ohne, dass diese Aufzählung den Anspruch auf Vollständigkeit hat, ist die Psychoanalyse auch eine eigene Wissenschaft.
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass es in jedem Menschen ein Unbewusstes gibt. Dieses entzieht sich aktiv dem Versuch des bewussten Zugriffs. Das Unbewusste versucht also, unbewusst zu bleiben und bringt seiner Offenbarung, seiner Bewusstmachung Widerstand entgegen. Wenn man dieser wesentlichen Grundannahme der Psychoanalyse folgt, dann ergibt sich daraus die Erkenntnis, dass etwas in uns ist und dort wirkt und zum eigenen seelischen Sein beiträgt, ohne dass wir direkt Einfluss darauf nehmen könnten.
Trotz des beschriebenen Widerstands wird in der Psychoanalyse genau der Versuch unternommen, Unbewusstes bewusst werden zu lassen; dies ist sicher auch ein Gemeinsames aller unterschiedlichen psychoanalytischen Strömungen.
Es gibt in der Psychoanalyse die Annahme, dass Erfahrungen, zum Beispiel in Beziehungen, die wir zu früheren Zeitpunkten in unserem Leben gesammelt haben (dies auch teilweise sehr früh, zum Beispiel im Kindes-, Kleinkindes- oder Säuglingsalter, teils sogar vorgeburtlich), unser seelisches Sein auch als Erwachsene, und teilweise für unser ganzes Leben maßgeblich prägen können. Dabei gibt es manchmal Dinge, die einem Menschen zwar widerfahren sein können, aber nie wirklich in sein Erleben gelangt sind – vielleicht, weil sie zum Zeitpunkt ihres Auftretens eine solche Überforderung für die Seele dargestellt haben, dass sie unmittelbar ins Unbewusste verbannt werden mussten und somit gar nicht bewusst werden durften.
In der Psychoanalyse, die ja auf Bewusstmachung abzielt, können diese Dinge aufleben. Das geschieht in der Beziehung des Analysanden zum Psychoanalytiker und macht die Psychoanalyse teilweise unbequem, unangenehm – und manches Mal auch zu einer Zumutung. Es kann dann aber zu einer tiefgreifend verändernden Erfahrung werden, zu erleben, wie dieses zuvor Unbewusste und manchmal eben auch sehr Schmerzliche, Sperrige und „Unverdauliche“ innerhalb des psychoanalytischen Prozesses transformiert und dadurch „verdaulich“ wird.
In meiner Praxis biete ich Psychoanalyse an; dies auch abseits von Erkrankungen und Symptomen, rein als Erkundungs- und Entwicklungsraum für meine Analysanden. Die Psychoanalyse findet üblicherweise in vier bis fünf Terminen pro Woche im Liegen auf der Couch statt.