Qualifikation
An dieser Stelle möchte ich gerne etwas zur Klärung beitragen, was es mit den Begriffen „Psychoanalytiker“, „Psychiater“ und „Psychotherapeut“ auf sich hat. Bei vielen Menschen gibt es hierzu Unklarheiten.
Traditionell war es seit vielen Jahren so, dass Personen, die Patienten mit psychischen Erkrankungen und seelischem Leid mittels Gesprächen, also im Rahmen von Psychotherapie behandeln wollten, eine Psychotherapieausbildung absolvieren mussten. Erst nach erfolgreichem Abschluss einer solchen Ausbildung durften sich die Absolventen Psychotherapeuten nennen.
Die Eingangsvoraussetzung, um überhaupt Erwachsenenpsychotherapeut werden zu können, war der vorherige erfolgreiche Abschluss eines Studiums entweder der Psychologie oder der Humanmedizin; man musste also entweder Psychologe sein, oder aber Arzt. Entsprechend der vorherigen Qualifikation war man am Ende der Psychotherapieausbildung entweder psychologischer oder ärztlicher Psychotherapeut.
Der Gesetzgeber hat 2019 entschieden, diese bewährte Form der Ausbildung zu verändern. Seit 2020 gibt es einen neuen Weg, um Psychotherapeut zu werden: nämlich ein Direktstudium. Hierbei ist es möglich, durch das Absolvieren eines Studiengangs, der nicht unähnlich dem des bisherigen Psychologiestudiums gestaltet ist, direkt mit dem Masterabschluss die Approbation für „Psychotherapie“ zu erhalten.
Bei der Suche nach dem „richtigen“ Psychotherapieplatz ist es also sicher eine gute Idee, sich – neben anderen Aspekten – auch mit der Ausbildung und der Qualifikation der Person auseinanderzusetzen, welche die Psychotherapie anbietet.
Zunächst unabhängig von all dem ist die Ausbildung zum Psychoanalytiker. Hierbei erlernen die Ausbildungskandidaten primär das Verfahren der Psychoanalyse, aber eben auch ihre Abwandlungen und Anwendungen als therapeutische Verfahren. Somit können Psychoanalytiker einerseits bei interessierten Personen Psychoanalysen auch jenseits einer psychischen Erkrankung oder seelischer Leidenszustände durchführen, andererseits aber auch mittels analytischer Psychotherapie genau dabei helfen.
Mehrere Fachgesellschaften und Institute bieten psychoanalytische Ausbildungen an und innerhalb dieser analytischen Ausbildungen gibt es nochmals Unterschiede.
Die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV), ein Zweig der International Psychoanalytic Association (IPA), ist die einzige Fachgesellschaft in Deutschland, die von Ihren Kandidaten ausnahmslos verlangt, das Verfahren mit der hohen Frequenz von mindestens vier Stunden pro Woche zu erlernen.
Somit stellt der erfolgreiche Abschluss der analytischen Ausbildung bei dieser Fachgesellschaft, und die anschließende Mitgliedschaft in der DPV und der IPA nochmals eine Besonderheit dar.
Kenntlich sind Absolventen dieser Ausbildung an der Bezeichnung „Psychoanalytiker (DPV/IPA)“.
Wer also diese Bezeichnung führt, ist somit in hoch- und niedrigfrequenten Therapieverfahren ausgebildet und darf aufgrund international anerkannter Ausbildungsstandards und gleichzeitiger Mitgliedschaft in der internationalen psychoanalytischen Vereinigung auch überall auf der Welt psychoanalytisch arbeiten und Mitglied der jeweiligen ausländischen Fachgesellschaften werden.
Wenn Ärzte sich mit der – häufig medikamentösen – Behandlung psychischer Erkrankungen beschäftigen und in diesem Bereich eine Facharztausbildung absolvieren, so sind diese nach erfolgreichem Abschluss „Facharzt für Psychiatrie“ – oder eben kurz Psychiater.
Wie Sie in meinem beruflichen Werdegang nachlesen können, habe ich an der Philipps-Universität in Marburg Medizin studiert und anschließend die Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie an verschiedenen Krankenhäusern absolviert.
Dadurch bin ich Psychiater und ärztlicher Psychotherapeut geworden.
Schließlich habe ich mich bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung zum Psychoanalytiker (DPV/IPA) ausbilden lassen.